dpn-online.com: Es geht alles über Vertrauen
Im Mai hat Thomas Weinmann REIA Capital gegründet. Nun steht bereits der erste Private-Equity-Dachfonds in den Startlöchern.
"Sie kennen mich." Mit diesem Satz grenzte sich Angela Merkel den späten Bundestagswahlkampf 2017 von ihrem Herausforderer Martin Schulz ab. Nach zwölf Jahren im Amt könnten die Menschen ihr vertrauen, sie wüssten schließlich, wem sie ihre Stimme gäben. Ob Martin Weinmann mit diesen Worten auf Investorenfang geht, hat er nicht erzählt. Aber im Gespräch mit dem Gründer von REIA Capital wird deutlich, wie wichtig der Faktor Vertrauen am Kapitalmarkt ist. Erst im Mai hat Weinmann die Gesellschaft gegründet, die sich zunächst auf Private-Equity- und perspektivisch auch auf Venture-Capital-Dachfonds spezialisieren wird. Der erste Dachfonds, der - so wurde es bei der Gründung angekündigt - in diesem Herbst auf den Markt kommen sollte, stehe in den Startlöchern. Es seien noch letzte administrative Fragen zu klären, aber in den nächsten Wochen soll das Pre-Marketing beginnen. Kurz vor oder kurz nach Weihnachten sei dann mit der offiziellen Markteinführung des Dachfonds zu rechnen.
Fundraising soll 100 Millionen Euro einspielen
Die Herausforderung: Weinmann muss die Investoren - vornehmlich Single Family Offices, kleinere Pensionskassen und Stiftungen, aber auch vermögende Privatanleger - von einem Produkt überzeugen, dass es noch gar nicht gibt. Und dass von einem Unternehmen auf den Markt gebracht wird, das neu ist und noch keinerlei Track Record vorzuweisen hat. "Es geht alles über Vertrauen", sagt er im dpn-Gespräch. Der Hamburger ist seit 1997 in der Private-Equity-Branche aktiv und gründete 2012 mit Astorius Capital bereits einen Private-Equity-Dachfonds. Dadurch hat er beste Kontakte in die Branche. Dass er bei Astorius ausstieg, erklärt er mit unterschiedlichen Vorstellungen über die weitere strategische Entwicklung. Deshalb gründete er mit zwei anderen Partnern REIA Capital. Sein bestehendes Netzwerk hilft ihm dabei natürlich. Zwar habe REIA keinen Track Record, er und seine Kollegen dafür aber schon. Weinmann ist immerhin seit 25 Jahren im Private-Equity-Segment tätig, er kennt das Geschäft als Fondsmanager, Finanzierer und als Investor. Zudem bringen seine beiden Partner jeweils mehr als 20 Erfahrung in der Private-Equity-Branche mit und haben Private-Equity-Fonds in ihren vorherigen Stationen ausgewählt. Alle drei investierten auch selbst in den Dachfonds, das schaffe weiteres Vertrauen. Zwei Single Family Offices wurden bereits als Unterstützer gewonnen. 100 Millionen Euro sollen für den ersten Dachfonds in etwa eingesammelt werden.
Auch wenn Weinmann nicht mit einem schleppend verlaufenden Fundraising rechnet, ist der Weg bis zu diesem Zielvolumen noch weit. Sicherlich werden einige Investoren schneller nachziehen, wenn erst einmal ein paar an Bord sind. Aber am Ende wird der Dachfonds an seinem Erfolg gemessen - also an den gesteckten Renditezielen. 10 bis 12 Prozent pro Jahr bietet Weinmann den Investoren an, wohlwissend, dass ein ganzes Stück mehr möglich ist. Denn immerhin betrage die Zielrendite der ausgewählten Fonds, in die der Dachfonds investiert, etwa 25 Prozent vor Kosten, wovon knapp 20 Prozent beim REIA Dachfonds ankämen. "Diesen Puffer bauen wir bewusst ein, um uns gegen Krisen oder andere unvorhergesehene Ereignisse zu wappnen", begründet der Diplom-Betriebswirt.
Acht bis zwölf Fonds hat Weinmann als Zielgröße für den Dachfonds ausgerufen. Um diese zu identifizieren, führt REIA Capital viele Gespräche mit Private-Equity-Fonds. Auf dieser Basis baut das Due-Diligence-Team der Hamburger eine eigene Datenbank auf, in der bereits nach wenigen Wochen die Performancedaten von "weit über 100 Fonds" enthalten sind. Zum Vergleich: Das gesamte europäische Private-Equity-Universum umfasst etwa 1.200 Fonds. "Wir wollen die 2 Prozent der attraktivsten und überzeugendsten Fonds finden", gibt Weinmann vor. Diese sollten möglichst Alleinstellungsmerkmale, wie zum Beispiel einen Buy-and-build-Ansatz, aufweisen. Derartige Fonds findet die Gesellschaft insbesondere im Small-Cap-Segment. "Carve-outs finden wir aber auch gut." Wichtig ist Weinmann zudem ein länderspezifischer Ansatz des Zielfonds gepaart mit einer geringen Anzahl von Branchen. Und natürlich sollten die Unternehmen auch wachsen. Dass die Due Diligence entscheidend sei, betont Weinmann im Gespräch immer wieder. Weshalb sie so entscheidend ist, unterfüttert er mit Zahlen: So seien in der Vergangenheit etwa 30 Prozent aller Unternehmensbeteiligungen durch Private-Equity-Fonds mit Verlust verkauft worden, bei 10 Prozent komme es sogar zum Totalverlust. In Weinmanns persönlichem Track Record beschränkten sich derartige Verlustsituationen auf unter 10 Prozent und es gab bisher nur einen Totalverlust.
ESG ist fest integriert
Natürlich spielt das Thema Nachhaltigkeit ebenfalls eine tragende Rolle im Dachfonds. "ESG ist bei uns ein Prüfkatalog", beschreibt Weinmann die Selbstverständlichkeit des Ansatzes. "Wir möchten unsere Fonds so strukturieren, dass auch ein katholisches Bistum mit seiner Pensionskasse investieren kann." In bestimmte Industrien wie zum Beispiel Rüstung, Glückspiel oder Tabak werde daher gar nicht investiert. Der erste Dachfonds, der regional auf Europa beschränkt sein wird, soll entsprechend ein Artikel-8-Fonds sein. Eine höhere Klassifizierung sei schon allein wegen der Zielfonds nicht sinnvoll darstellbar, so Weinmann. Im kommenden Jahr soll ein Nordamerika-Dachfonds folgen, der aber nur nach Artikel 6 aufgelegt werde. Perspektivisch komme auch der Venture-Capital-Dachfonds. "Step by step," mahnt der Gründer an. Denn natürlich müssen zuerst die anderen Strategien funktionieren. Sonst ist das so wichtige Vertrauen der Investoren schnell wieder verspielt.
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